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Grundlagen für ein Ausbau- und Marketingkonzept
der „Altmühltherme“

erstellt von: Josef Steinbach, Andrea Holzhauser,
Steffen Baron, Jens Oellrich, Mandy Hartinger, Claudia Lauscher, István Lantos,
Kerstin Lyrhammer, Julia Rettelbach, Irina Schumacher, Sandra Sommer, Sandra Oesterle,
Stefanie Vornehm, Claudia Wimmer

 

Thermalbad

Bei der vorliegenden Zusammenfassung handelt es sich um einen Vortrag, der im Rahmen der Internationalen Tourismusbörse (ITB) Berlin 2000 im Wissenschaftszentrum gehalten wurde.

Eine ausführliche Projektbeschreibung wurde in den
Materialien und Diskussionsgrundlagen aus dem Fach Wirtschaftsgeographie der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, Heft 12, veröffentlicht.
 

Das Projekt

In der Stadt Treuchtlingen, im Westen des Naturparks Altmühltal und im Einzugsbereich des Neuen Fränkischen Seenlandes gelegen, wurde seit Anfang der siebziger Jahre ein umfangreicher Bade- und Thermenkomplex errichtet.

Angesichts der bereits vorhandenen Ausstattungselemente der „Altmühltherme“, der räumlichen Nähe zu den attraktiven Fremdenverkehrsregionen des Naturparks und des Fränkischen Seenlandes sowie aufgrund der bisherig regen Nachfrage werden verschiedene mittel- und längerfristige Ausbaumaßnahmen überlegt, die vor allem dem Trend zum Gesundheits- und Wellnesstourismus Rechnung tragen sollen. In Betracht kommen neue Angebote im physisch-pysikalischen Therapiebereich, psychisch-emotionale Therapien, Fitnessangebote und sogar die Errichtung eines Gesundheits- und Wellnesshotels.

Im Rahmen eines Projektes im Schwerpunkt „Freizeit, Fremdenverkehr und Umwelt“ der Katholischen Universität Eichstätt wurden die nötigen Grundlagen für solche Planungen geschaffen.
 

1.  Problemstellung und Forschungsansatz

Der Naturpark Altmühltal wurde 1969 gegründet, er ist mit einer Gesamtgröße von 2.967 qkm der größte Naturpark Deutschlands. Zu den beliebtesten touristischen Aktivitäten in der Region zählen Wandern, Radwandern, Bootswandern, Fossiliensammeln und Klettern.

Erlebnisbereich

Die Grundlage für das heutige Thermalbad „Altmühltherme“ wurde mit der Erbohrung einer Thermalquelle im Jahre 1981 gelegt. Zahlreiche Aus- und Umbauten in den Folgejahren ließen die Therme zu einen modernen Thermenkomplex mit großer Badehalle, Thermalbecken, Bewegungsbecken und Saunaanlage sowie einem angeschlossenem Kurmittelzentrum anwachsen. Das flouridhaltige Thermalwasser hat einen allgemein hohen Mineralgehalt. Die Temperatur beträgt 28 Grad Celsius, das Wasser muß deshalb für den Gebrauch noch aufgeheizt werden. Je nach Wochentag und Jahreszeit werden etwa 500 bis 1.000 Besucher pro Tag gezählt.

Entscheidungshilfen für die Planung von Erweiterungsmaßnahmen sollten sich zunächst aus einer Situationsanalyse der „Altmühltherme“ ergeben. Hierfür war es zunächst wichtig die Nachfragestruktur und das Nachfrageverhalten der Besucher der Therme und der Region zu erfassen. Ebenso war es wichtig, die Zufriedenheit mit dem bereits bestehendem Angebot zu ermitteln, um so ein Stärken-Schwächen-Profil der Altmühltherme erstellen zu können, welches nach der materiellen Ausstattung und der Qualität von personenbezogenen Dienstleistungen differenziert ist.

Die Thermengäste und die Urlauber in der Region wurden weiterhin nach ihren Einstellungen zu den geplanten Ausbaumaßnahmen befragt, um eine Abschätzung der Nachfragepotentiale zu erhalten. Da es sich aber hier in der Regel um keine „echten“ Gesundheits- und Wellnesstouristen handelt, mußten die Merkmale und das Verhalten der zukünftigen, „neu“ zu gewinnenden Gästen auch auf der Basis von verschiedenen anderen Untersuchungen dargestellt werden, ebenso die Grundtypen von Wellness- und Gesundheitshotels. Schließlich war auch noch eine Analyse der Konkurrenzsituation auf dem Markt des Gesundheits- und Wellnesstourismus erforderlich, bezogen sowohl auf die Situation in der gesamten Bundesrepublik sowie auch im engeren Einzugsgebiet. Auf der Basis all dieser Informationen konnte dann ein Gestaltungs- und Erweiterungskonzept erstellt werden.
 

2.  Gästebefragung

Die Befragung der Thermenbesucher und der Urlauber in der Region erfolgte in den Sommermonaten des Jahres 1999. Insgesamt ergaben sich knapp 600 Interviews, davon wurden 477 in der Therme und 120 in der Region durchgeführt. Da keine statistischen Angaben zu den Besucherstrukturen vorlagen, mußte die Auswahl der Kandidaten nach dem Prinzip einer Zufallsstichprobe erfolgen. Für die Gästebefragung in der Altmühltherme bildete ein ereignisorientiertes Befragungskonzept die angemessene Methode, wobei nach der sogenannten „sequentiellen Ereignismethode“ vorgegangen wurde. Mit Hilfe von standardisierten Befragungen sollten besonders das Gästeverhalten, die Zufriedenheit der Gäste mit dem bestehendem Angebot, sowie ihre Einstellungen zu mittel- und längerfristigen Ausbaumaßnahmen erfaßt werden. Eine vorgeschaltete „Kontaktpunktanalyse“ bildete die Grundlage für die Erfassung der von den Besuchern der Therme in Anspruch genommenen Dienstleistungsketten.

Bei der Urlauberbefragung entlang des Altmühl-Radwanderwegs (Dietfurt, Pappenheim, Solnhofen) und auf den Campingplätzen an den Fränkischen Seen (Altmühlsee, Brombachsee) waren die Präferenzen der Rad-, Wander- und Badeurlauber bezüglich der wichtigen Einrichtungen und Angebote des Wellness- und Gesundheitstourismus von Interesse, da diese Urlauber als potentielle Nachfrager für das zukünftige, erweiterte Angebot der Altmühltherme in Frage kommen.
 

3.  Zufriedenheitsstrukturen

Insgesamt wird die Altmühltherme sehr positiv bewertet, ca. 27 Prozent der Besucher erweisen sich als „sehr zufrieden“ (Note 1) und weitere 57 Prozent bewerten ihren Gesamteindruck mit „zufrieden“ (Note 2). Daraus ergibt sich eine Durchschnittsnote von 1,9 mit einer relativ geringen Standardabweichung von 0,69. Dies läßt auf eine relativ homogene Bewertung schließen.

Thermalbad

Bei der Untersuchung der personellen und materiellen Kontaktpunkte in den einzelnen Teilbereichen der Altmühltherme schneidet das Thermalbad am relativ besten ab, was sich in einer ganzen Reihe von Durchschnittsnoten im Bereich von 1,6 bis 1,8 zeigt. Im Einzelnen spricht vor allem der Erlebnisbereich des Thermalbades sowie der Strömungskanal, die Sprudelbank und das Design der Anlage die Besucher an. Weniger gut, aber noch mit einem recht akzeptablen Durchschnittswert um 2,2 wird der Erholungsbereich des Thermalbades bewertet. Daneben haben auch einige andere Kontaktpunkte aus den Dienstleistungsketten des Thermalbades etwas weniger Zuspruch gefunden, vor allem der Kartenautomat, der Umkleidebereich sowie die „funktionslose“ Erlebnisgrotte und die Liegen mit Farblichttherapie, bei denen eine Anzahl von Besuchern offenbar die therapeutischen Effekte nicht versteht. Die personellen Kontaktpunkte des Thermalbades liegen im durchaus günstigen Bewertungsbereich zwischen 1,8 und 1,95.

Die Bewertung des Hallenbades fällt im Vergleich zum Thermalbad mit Noten zwischen 1,8 und 2,55 deutlich niedriger aus. Die höchste Zufriedenheit erreichen hier die Hauptelemente des kürzlich umgebauten Badebereichs, das Design und das Ambiente der Halle und das Badebecken (Durchschnittsnoten zwischen 1,9 und 2,0). Besonders positiv wird auch das Aufsichtspersonal dieses Teilbereiches eingeschätzt. Etwas differenzierter bewertet man das Angebot der Wellen. Dies läßt sich auf die Betriebsbeschränkungen (Wochenende) und auf den Wellenrhythmus zurückführen, der z. T. besonders für Kinder als nicht ideal angesehen wird. Die deutlichste Unzufriedenheit besteht mit dem Eingangsbereich (Noten zwischen 2,3 und 2,5), wobei wieder der Kartenautomat am ungünstigsten eingeschätzt wird. Auch die Informationsmöglichkeiten, das Ambiente und das Design des Eingangsbereiches zum Hallenwellenbad schneiden nur unwesentlich besser ab. Insgesamt werden die Kernelemente des Hallenwellenbades zwar als nicht ungünstig angesehen, jedoch liegen die entsprechenden Noten eine Stufe tiefer als die Bewertungen vieler Angebote des Thermalbades.

Freibad

Für den Teilbereich Freibad ergibt sich ein mittleres Zufriedenheitsniveau. Insgesamt werden die Kernelemente des Freibades etwas weniger gut eingestuft, als dies für das Thermal- und das Hallenwellenbad der Fall ist. Auch hier liegen die relativen Schwächen wieder im Eingangsbereich, wozu noch das zum Teil wenig attraktive Landschaftsbild (Aussicht vom Freibad) kommt.

Hingegen wird die Saunalandschaft allgemein als gut bewertet. Besonders hohe Zufriedenheiten entfallen auf das Betreuungspersonal (Note 1,6), während die Hauptelemente: Sauna und Außensauna mit einer Durchschnittsnote ca. 1,8 bewertet werden, was in etwa den wichtigsten Angeboten des Hallenwellenbades entspricht. Verbesserungsmöglichkeiten sind bezüglich des Dampfbades und einiger Nebeneinrichtungen zu erkennen.

Ein im Verhältnis zu den anderen Angebotselementen relativ niedriges Zufriedenheitsniveau läßt sich für die Gastronomie feststellen (Noten zwischen 2,0 und 2,55). Hier werden die Einrichtungen und das Design sowie das Personal mit Noten um 2,0 noch am besten bewertet. Die Benotung der Speisen und Getränke fällt deutlich ungünstiger aus, vor allem die des Preis-Leistungs-Verhältnisses. Somit ergeben sich für die beiden gastronomischen Einrichtungen Restaurant und Cafeteria mittlere bis „unentschiedene“ Zufriedenheiten, also zwar im Prinzip keine schlechten, aber im Verhältnis doch die ungünstigsten Bewertungen unter den Angeboten der Altmühltherme.

Es wurde auch untersucht, ob die Zufriedenheitsnoten von bestimmten demographischen, sozialen oder ökonomischen Merkmalen der Gäste im besonderem Ausmaß abhängen. Die durchgeführten Analysen zeigen aber, daß statistisch signifikante Zusammenhänge eher nur in Ausnahmefällen bestehen: Die Qualitätsurteile werden also von den Gästen der Altmühltherme relativ einheitlich getroffen.
 

4.  Stärken-Schwächen-Profil

Aus der Zusammenschau der Befragungsergebnisse ergibt sich ein Stärken-Schwächen-Profil für die Altmühltherme. Trotz der insgesamt recht günstigen Einschätzungen werden hier dennoch Qualitätsunterschiede deutlich. Um ein hohes Qualitätsniveau zu erreichen und zu erhalten, können Ausbau-, Gestaltungs- und Verbesserungsmaßnahmen durchaus auch schon für diejenigen Angebote überlegt werden, die in die Notenstufe der relativen Zufriedenheit fallen.

Aus dem Überblick wird deutlich, daß vor allem die verschiedenen Eingangsbereiche hinsichtlich ihres Designs und ihrer Ausstattungselemente zu verbessern wären. Weitere Maßnahmen sollten die Zusatzeinrichtungen des Hallenwellenbades und des Freibades betreffen. Mit der geplanten überdachten Wasserrutsche im Hallenwellenbad und dem Umbau des Kinderbeckens wird sich hier die Attraktivität deutlich erhöhen, Verbesserungen im Ruhe- und Liegebereich sollten diesen Ausbau ergänzen. Bezüglich des Freibades wären vor allem eine intensivere Begrünung und andere landschaftsarchitektonische Maßnahmen sinnvoll, um eine etwas bessere Abschattung von den benachbarten Verkehrsanlagen zu erreichen. Auch für die Saunalandschaft und für die Gastronomie läßt sich durch eine Reihe von Verbesserungsmaßnahmen das Zufriedenheitsniveau der Gäste anheben. Im Rahmen der Befragung wurden die Besucher ebenfalls gebeten, Verbesserungen zu nennen, die ihnen wichtig erscheinen. Beispiele hierfür sind: eine angemessene Anzahl von Liegen in den einzelnen Bereichen der Therme, Entspannungsmusik und Windschutz am Außenbecken.
 

5.  Erweiterungsalternativen

Die Befragung der Besucher in der „Altmühltherme“ sowie der Urlaubsgäste im Naturpark Altmühltal und an den Fränkischen Seen zur Erfassung der Einstellungen zu geplanten Ausbaumaßnahmen orientiert sich am sogenannten „merkmalsorientierten Ansatz“ der Qualitätsanalyse im Dienstleistungsbereich. Auf die Frage, ob die Realisierung von zusätzlichen Angeboten, besonders im Wellness- und Gesundheitsbereich, einen weiteren Anreiz zum Besuch der Therme bildet, äußern sich fast 70 Prozent der in der Region befragten Gäste sehr positiv, ebenso ca. 63 Prozent der in der Altmühltherme befragten Besucher. Eine völlig andere Reaktion ergibt sich aber auf die Frage, ob die Errichtung eines Wellnesshotels ein zusätzliches Motiv für einen Urlaub in der Region Treuchtlingen bildet: Nur ca. 32 Prozent der in der Region und 35 Prozent der in der Therme befragten Urlaubsgäste bejahen diese Frage. Somit werden in dieser Analyse schon wesentliche Nachfragebedingungen für die geplanten Erweiterungsmaßnahmen deutlich. Mit einem Ausbau der bereits bestehenden Einrichtungen und Angebote kann man vermutlich die derzeitigen einheimischen und fremden Nachfrager zum häufigeren Besuch der Therme veranlassen. Außerdem besteht eine gewisse Chance, neue Nachfrager unter den Urlaubern der Region zu gewinnen. Aber ein im Anschluß an die Therme errichtetes Gesundheits- und Wellnesshotel wird von den gegenwärtigen Besuchern und den aus den Urlaubsgästen der Region zu gewinnenden Nachfragern nicht getragen.

Analysiert man die Wunschniveaus der einheimischen Thermenbesucher bezüglich der möglichen Ausbaumaßnahmen im Detail, so zeigt es sich, daß die ohnehin geplante Wasserrutsche gemeinsam mit zwei Angeboten der physikalischen Therapie (Heilgymnastik, Heilmassagen) die beliebtesten Angebote bilden. Mit Durchschnittsnoten von ca. 2,6 liegt die Wunschintensität aber sogar hier nur zwischen „relativ dringend“ und „unentschieden“. Am Ende der Präferenzskala der einheimischen Gäste finden sich mit Noten zwischen 3,2 und 3,6 die meisten Angebote im mentalen Bereich sowie die Kurse im Beauty- und Ernährungsbereich. Die Wunschnoten der Touristen in der Region liegen mit einer sehr ähnlichen Abfolge etwas höher.

Für ein Gesundheits- und Wellnesshotel müßten neue Gästeschichten aus den verschiedenen Gruppierungen der „echten“ Gesundheits- und Wellnesstouristen gewonnen werden, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt in der Region nur bedingt anzutreffen sind. Dies zeigt auch die Analyse der Hauptaktivitäten der derzeitigen Urlaubsgäste, wo Wandern, Radfahren, und Bootswandern im Vordergrund stehen, während Besichtigungen sowie kulturelle Aktivitäten eher in den Hintergrund treten, aber Gesundheit und Wellness nur wenig Bedeutung haben.
 

6.  Merkmale von „echten“ Gesundheits- und Wellnesstouristen

Im Falle einer Erweiterung des Angebotes im Gesundheits- und Wellnessbereich müßten ca. zwei Drittel bis drei Viertel der Nachfrager neu gewonnen werden. Für entsprechende Marketingstrategien ist es daher wichtig, die Merkmale und Präferenzen dieser Zielgruppen sowie den Umfang der entsprechenden Marktpotentiale zu kennen. Da beides aus den im Rahmen der vorliegenden Studie durchgeführten Erhebungen kaum abgeleitet werden kann, mußte auf andere Untersuchungen zurückgegriffen werden (vor allem: „Deutsche Reiseanalyse“, „Gästebefragung Österreich“, E. Lanz Kaufmann, Wellness-Tourismus, Bern 1999). Auf der Basis der gewonnenen Erkenntnisse werden die Marktchancen eines erweiterten Angebotes in der „Altmühltherme“ diskutiert, auch unter Berücksichtigung der im Umfeld (Naturpark Altmühltal) möglichen Zusatzaktivitäten der Gesundheits- und Wellnesstouristen. Für die recht umfangreiche Gruppe der älteren „Gesundheitsurlauber“ stellt das „Hardware-“ und „Software“-Angebot der Therme eine solide Basis für die Befriedigung ihrer Hauptbedürfnisse dar. Außerdem bietet die nähere Umgebung gute Voraussetzungen, um die meisten der gewünschten Nebenaktivitäten auszuüben. In Kombination mit geeigneten Unterkunfts- und Verpflegungsmöglichkeiten lassen sich eine Reihe von individuellen und standardisierten Angeboten für diese „Gesundheitsurlauber“ erstellen.

Für das Segment der „Wellnessurlauber“ reichen die vorhandenen Angebotsstrukturen jedoch nicht aus. Um diese Nachfragergruppen zu gewinnen, ist eine wesentliche Angebotserweiterung erforderlich, u. a. die Errichtung eines Gesundheits- und Wellnesshotels im Anschluß an das Areal der „Altmühltherme“.
 

7.  Ausbau- und Marketingkonzept

Um die Perspektiven der Altmühltherme abschätzen zu können, muß man zunächst einen Blick auf die Marktsituation werfen. Hier wird ersichtlich, daß sich die Nachfrage nach gesundheitsorientierten Urlaubsformen in den letzten Jahren nur mehr um wenige Prozentpunkte erhöht hat. Dagegen ist auf der Angebotsseite der Wachstumstrend noch immer ungebrochen. Als Beispiel seien hier nur die Um- und Ausbaupläne der bayerischen Kurorte genannt. Somit partizipiert der deutsche Gesundheits- und Wellnesstourismus zwar noch immer an einem expandierenden Markt, jedoch wird die Konkurrenz zusehends enger, und neue Angebote werden sich wohl nur dann als erfolgreich erweisen, wenn sie auf innovativen Konzepten aufbauen und Marktnischen ausfüllen.

Unter diesen Rahmenbedingungen läßt sich ein mittel- und langfristiger Maßnahmenkatalog bezüglich der zukünftigen Konzeption der Altmühltherme ableiten.

Kurz- und mittelfristig kann man die bereits gegebene, recht hohe Attraktivität der „Altmühltherme“ verbessern und sichern, vor allem durch die Umsetzung der Erkenntnisse der Stärken-Schwächen-Analyse, die Erweiterung des Thermalbereiches um einige physisch-therapeutische Angebote, durch die Einführung neuer Typen von Kombinations- und Zeitkarten, durch die Aufnahme in das Angebotsspektrum von touristischen Rabattkarten („Altmühl-Card“), die vermutlich demnächst angeboten werden, sowie durch neue (etwa 3- bis 4-tägige) all-inclusive-Angebote.

Mit all diesen verbesserten und zusätzlichen Angebotselementen könnte man auch versuchen, mehr oder minder neue Nachfragerschichten aus den Räumen Nürnberg, Augsburg, Ulm und Ingolstadt zu gewinnen, vor allem die „älteren gesundheitsbewußten“ Urlauberschichten, wobei auch die Preispolitik eine wichtige Rolle spielt. Diese Nachfrager wären besonders durch die Prospekt- und Zeitungswerbung anzusprechen, jedoch sollten die neuen elektronischen Medien keinesfalls vernachlässigt werden.

Weitere Gruppen von Nachfragern könnte man – in längerfristiger Perspektive – besonders durch die Errichtung eines Gesundheits- und Wellnesshotels gewinnen. Hier bieten sich etwa die folgenden Alternativen an:

  • Ein „unechtes Gesundheits- und Wellnesshotel“ (mit kaum eigenen Angeboten, die aber im vorliegenden Fall in der benachbarten Therme zu realisieren wären) sollte vor allem die Gruppen der „allgemein gesundheitsbewußten“ Urlauber sowie der „selbständigen Infrastrukturbenutzer“ ansprechen (die keinen großen Wert auf Betreuung legen und in erster Linie die Einrichtungen der „Naßzonen“ beanspruchen).

  • Ein „Software-Gesundheits- und Wellnesshotel“ (mit umfangreicher individueller medizinischer Betreuung, individuellen Entspannungsangeboten etc.) könnte besonders auf die – oft zahlungskräftigere – Gruppe der „anspruchsvollen Gesundheitsurlauber“ abzielen.

In beiden Fällen sollte man vor allem den bisher fehlenden Beauty-Angeboten Augenmerk schenken, sowie der Erlebnisgastronomie und den Basiseinrichtungen des Fitneßbereiches. Zur besseren Auslastung wären auch Tagungs- und Konferenzeinrichtung im kleineren Maßstab von Nutzen.

Angesichts der bestehenden Konkurrenzsituation werden die dargestellten Angebotserweiterungen wohl nur dann wirklich erfolgreich sein, wenn noch zusätzliche Schritte der Profilierung und Spezialisierung getätigt werden. Es muß versucht werden, die spezifischen Angebotsvorteile des Standortes und der Tourismusregion Altmühltal zu nutzen, um sich gegenüber der Konkurrenz klar abgrenzen zu können Wichtig ist, daß Netzwerke mit regionalen Angeboten geschaffen werden. Zum einen wäre eine Zusammenarbeit den den vorhandenen medizinischen Einrichtungen wie Ärzten, Krankenhaus und Lambertusbad von großem Vorteil, zum anderen die Erstellung von Angebotspauschalen in Zusammenarbeit mit dem Naturpark wie: „Wellness, Gesundheit und Natur“ oder auch „Wellness, Gesundheit und Rad“. Da die Altmühltherme nicht im Spitzenbereich des Gesundheits- und Wellnessektors konkurrieren kann, sollte ein mittleres Preisniveau angestrebt werden, um auch die geringere Attraktivität der unmittelbaren Umgebung und das noch zu wenig profilierte Image auszugleichen. Dies kann in Form von günstigen Pauschalen und Kombinationsangeboten geschehen.
 

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 © Andrea Mösgen Andrea Mösgen 26. Juli 2004