KU Professur für Wirtschaftsgeographie

13. Eichstätter Tourismusgespräch

15. und 16. November 2001
im Spiegelsaal der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz, Eichstätt
und im Audi Forum Ingolstadt

 

Hintergrundinformationen

Inhalt:
   1. Das „Eichstätter Tourismusgespräch“
   2. Das aktuelle Tagungsthema „Tourismus und Cyberspace“

 

1. Das „Eichstätter Tourismusgespräch“

Eichstätter Tourismusgespräche werden seit 1989 regelmäßig im November abgehalten. Die Vorträge und Diskussionen stehen jeweils unter einem Schwerpunktthema mit Bezug zu aktuellen Problemlagen des Tourismus, z. B. „Naturparke – Konzeption und Problematik“ (1991), „Neue Trends im Gesundheitstourismus“ (1996), „Erlebnistourismus – neue Perspektiven für traditionelle Fremdenverkehrsregionen“ (1998) oder „Tourismus und Verkehr: Sanfte Mobilität?“ (2000).

Ursprünglich war die Tagung, zu der vor allem Experten eingeladen werden, die in den jeweils relevanten Tourismusbranchen tätig sind, als eine den Universitätsbetrieb ergänzende Informationsveranstaltung für die Studierenden an der Katholischen Universität Eichstätt geplant. Hier bilden vor allem die Studentinnen und Studenten des Faches Geographie (mit dem in Deutschland nur selten angebotenen Studienschwerpunkt „Freizeit, Fremdenverkehr und Umwelt“) das Zielpublikum. Darüber hinaus ist die Veranstaltung aber auch für andere an der Universität angebotene Fächer (Betriebswirtschaftslehre, Soziologie etc.) von Interesse.

Im Laufe der Zeit hat sich der Charakter der Eichstätter Tourismusgespräche geändert: Zunächst wurden die Situation und die Probleme des regionalen Tourismus behandelt. Darüber hinaus sind die Tourismusgespräche zu einem Informations- und Diskussionsforum für Fachleute (aus der touristischen Praxis und aus dem akademischen Bereich) sowie für mit dem Fremdenverkehr befasste Politiker geworden, die aus Bayern, zunehmend aber auch aus dem gesamten deutschsprachigen Raum kommen. Die hier geknüpften Kontakte und persönlichen Netzwerke fanden auch in konkreten Projekten ihren Niederschlag, etwa in neuen, tourismusbezogenen Aktivitäten der AUDI AG.

Im Jahr 2001 und mit dem 13. Eichstätter Tourismusgespräch hat sich daher der Veranstalterkreis erstmals um dieses bedeutende wirtschaftliche Unternehmen erweitert. Zu den Veranstaltern zählen:

  • das Fach Geographie der Katholischen Universität Eichstätt, wo seit 1985 das Diplomstudium mit dem oben genannten Schwerpunkt im touristischen Bereich angeboten wird. Die Absolventen sind vornehmlich im öffentlichen und privaten Tourismusmanagement, bei Reiseveranstaltern bzw. im Consultingbereich tätig.

  • das Informationszentrum Naturpark Altmühltal: Der Park umfasst eine Fläche von 3.000 km2 und bildet damit das größte derartige Reservat in Deutschland, welches sich zu einem bedeutenden Zentrum des Fahrradtourismus entwickelt hat.

  • die AUDI AG entwickelt ein touristisches Informations- und Orientierungssystem, das in die PKW eingebaut werden kann.

 

2. Das aktuelle Tagungsthema „Tourismus und Cyberspace“

Für die diesjährige Veranstaltung wurde das Rahmenthema „Tourismus und Cyberspace – Wie verändern die neuen elektronischen Medien das Verhalten von Anbietern und Nachfragern?“ gewählt. Angesichts der rasanten technologischen Entwicklung der neuen Medien und ihrer Nutzungsmöglichkeiten sollen die Veränderungen und Perspektiven dargestellt und diskutiert werden, die sich dadurch für nahezu alle Bereiche des Tourismus ergeben. Vor allem die Verlagerung von Informations-, Vermarktungs-, Werbe- und Planungsnetzwerken in den „Cyberspace“ soll im Mittelpunkt des Interesses stehen. Der Cyberspace ist ein paralleles Universum zum realen geographischen Raum (M. Benedikt), welches neue Konzepte für das Management, die Kontrolle und rechtliche Absicherung von Märkten, Organisationen etc. erfordert. Im Rahmen der Tagung sollen vor allem die folgenden Schwerpunkte diskutiert werden:

  • Die zunehmende Bedeutung des E-Commerce im Bereich der Reisevermittlung: Zwar haben die elektronischen Reisebüros in Europa bisher kein nennenswertes Stammkundengeschäft herausbilden können, jedoch sind sie in den USA bereits deutlich auf dem Vormarsch. Verschiedene Analysen gehen davon aus, dass auf die Verbreitung der Nutzung des Internet mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auch ein deutlicher Anstieg der Nachfrage nach elektronischer Reisevermittlung erfolgen wird.

  • Dieser neue Vertriebsweg dürfte aber durch das rasche Aufkommen des T-Commerce, d. h. des Verkaufs von Reisen über spezielle Sendungen in den Kabel- und Satellitenfernsehprogrammen bzw. über eigene Reisekanäle, einer mehr oder minder großen Konkurrenz unterliegen.

  • Mit dem absehbaren Bedeutungsgewinn von E- und T-Commerce ist die Gefahr der Ausschaltung der Reisebüros als Zwischenstationen im touristischen Vertriebsweg zwischen Einzelanbietern bzw. Reiseveranstaltern und den Kunden verbundenen. Daher müssen auch die traditionellen Vermittler in der Reisebranche zunehmend in die elektronischen Vertriebswege einsteigen. Dazu bilden die immer komplexeren Buchungsmaschinen ein wichtiges Instrument, welches den modernen Reisebürokunden gestattet, online von daheim aus einer großen Palette von verschiedenen Angeboten zu wählen, zu vergleichen (auch preislich) und dann über die Homepages der Reisebüros zu buchen.

  • In den Fremdenverkehrsregionen werden die touristischen Karten zu immer wichtigeren Vermarktungsinstrumenten (z. B. als „Städte“-, „Kultur“-, „Ferien“-, „Winterkarten“), deren Anwendung oft ebenfalls über elektronische Medien (etwa kontaktlos funktionierende Chipkarten) erfolgt. Sie dienen der Bündelung von verschiedenen touristischen Angeboten eines Fremdenverkehrsgebietes, wobei die Gewährung von Preisvorteilen eine wichtige Rolle spielt. Die touristischen Karten haben sehr zur Integration der vielen Einzelanbieter mit oft unterschiedlichen Vermarktungsstrategien beigetragen und die Konkurrenzsituation heimischer Destinationen gegenüber den All-Inclusive-Anbietern im Ferntourismus deutlich verbessert.

  • Teilweise vergleichbare Funktionen in noch komplexerer Art und Weise erfüllen die regionalen Destinations-Management-Systeme, welche meist von Fremdenverkehrsverbänden oder ähnlichen touristischen Kooperationen betrieben werden. Sie bilden häufig eine Kombination von vielfältigen Informationen (Hotels, Sehenswürdigkeiten, Veranstaltungen, Verkehr, Wetter etc.) und Orientierungshilfen (z. B. Urlaubs- und Routenplaner) mit Angeboten im E-Commerce (Quartiere, Pauschal-, Last Minute- Angebote etc.). Solche „Reiseplattformen“ sind bereits zum nahezu unentbehrlichen Marketinginstrument von Fremdenverkehrsgebieten geworden.

  • In einem nächsten Anwendungsschritt elektronischer Technologien gehen die Manager der Fremdenverkehrsregionen aber auch schon dazu über, ihren Gästen die „virtuelle Reisebegleitung“ anzubieten, die für die Orientierung und Navigation auf ihren Wegen sorgt und ihnen en route verschiedene Informationen anbietet, z. B. über die Sehenswürdigkeit, unter Umständen auch über ihre früheren, heute in der Realität nicht mehr sichtbaren Erscheinungsformen.

  • Schließlich sind die neuen elektronischen Medien auch im Museumsbereich zu wichtigen Instrumenten geworden. Zum einen ersetzen sie als „virtuelles Museum“ wenigstens ansatzweise den tatsächlichen Besuch und können aber auch wesentlich dazu anregen, zum anderen bieten die Museumsnetzwerke Gelegenheit zu vielfältigen, unter Umständen auch weltumspannenden Informationen, die bisher kaum zu erreichen waren.

Mit diesen verschiedenen Aspekten soll das 13. Eichstätter Tourismusgespräch Einblicke in die vielfältigen, für Außenstehende oft noch verwirrenden, aber außerordentlich faszinierenden Anwendungsformen der elektronischen Medien im Tourismus geben.

Josef STEINBACH

 

Weitere Informationen:
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Veranstalter des 13. Eichstätter Tourismusgesprächs:

Fach Geographie der Katholischen Universität Eichstätt
www.ku-eichstaett.de/Fakultaeten/MGF/Geographie

AUDI AG, Ingolstadt
www.audi.de/foren

Informationszentrum Naturpark Altmühltal
www.naturpark-altmuehltal.de


 
 
mit Unterstützung durch:
 
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