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Pastoraltheologie
Pater Philipp JeningenInformationen

Pater-Philipp-Jeningen-Platz

Pater-Philipp-Jeningen-Platz Zur Fastnachtszeit wollte dereinst der Volksmissionar Pater Philipp Jeningen in Narrenkleidung mit Strick und Geißel einen Karren schiebend durch die Stadt Ellwangen ziehen und dabei ausrufen: "Hierher ihr sündgen Narren! / Hinauf zum Himmel geht die Fahrt, / Wenn Büß und Geißel ihr nicht spart, / Drum steigt auf meinen Karren!" Sein Provinzial, dem er diesen Vorschlag machte, untersagte allerdings diesen öffentlichkeitswirksamen Auftritt.

Dieser nicht nur fromme und asketische, sondern auch originelle Jesuitenpater, der von 1642 bis 1704 lebte, war ein gebürtiger Eichstätter. Der kleine Platz zwischen Dompfarrhof, Pfarrheim St. Marien - dort erinnert eine Bronzetafel an ihn - Domapotheke und Bischofshaus ist ihm gewidmet.

Philipp wurde am 5. Januar 1642 als viertes Kind des Goldschmieds und Bürgermeisters Nikolaus Jeningen in der heutigen Luitpoldstraße geboren, also acht Jahre nachdem die Stadt 1634 von den Schweden in Schutt und Asche gelegt worden war. Philipp besuchte das Gymnasium der Jesuiten in Eichstätt (1651 bis 1659) und studierte in Ingolstadt (1659 bis 1661).

Im Januar 1663 begann er sein Noviziat bei den Jesuiten in Landsberg am Lech, zeitweise war er als Lehrer an Jesuiten-Gymnasien tätig, 1668 bis 1672 studierte er wiederum in Ingolstadt Theologie und wurde am 11. Juni 1672 im Eichstätter Dom zum Priester geweiht. Einige Jahre der Lehrtätigkeit schlossen sich an; Philipp Jeningen unterrichtete in Mindelheim und Dillingen Latein, Griechisch und Religion.

Obwohl er in zwanzig Briefen seine Ordensleitung darum bat, als Missionar nach Indien gesandt zu werden, ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung. Im Mai 1680 wurde er nach Ellwangen gesandt. Er war damals 38 Jahre alt. Bis zu seinem Tod - er starb im 62. Lebensjahr - blieb er dort und wurde in dieser Gegend zum religiös-sittlichen Erneuerer. Sein ursprünglicher Auftrag war die Betreuung der Wallfahrt auf dem Schönenberg. Er betrieb während dieser Zeit den Neubau der Wallfahrtskirche und bettelte das erforderliche Geld dafür selber zusammen.

Pater Philipp JeningenSein Wirken beschränkte er aber nicht auf diese Kirche und auf Ellwangen, sondern er wollte auch hinausgehen zu den Leuten auf den Dörfern. Der Radius seiner Pastoralreisen wurde immer weiter, die besuchten Orte immer mehr. Insgesamt war er in tausend Ortschaften in den vier Diözesen Augsburg, Konstanz, Würzburg und Eichstätt. Es ist überliefert, dass Pater Jeningen kein wortgewaltiger Prediger war, sondern ein schlichter, ja einfältiger Redner, aber er soll die Zuhörer durch seine aszetische Gestalt, durch seinen vorbildlichen Lebenswandel und durch seine Liebenswürdigkeit überzeugt haben. Vor allem auf die Kinder machte er einen großen Eindruck, die ihn stets umringten, wenn er sich in einem Dorf aufhielt.

So sah für Pater Philipp der Ablauf eines Missionstages aus: Früh um 2 Uhr war er bereits im Beichtstuhl und hörte, bis 8 Uhr die Beichte. Von 8 bis 9 Uhr hielt er eine große Predigt, um 9 Uhr feierte er die Messe. Von 9.30 bis 12 Uhr war er wieder im Beichtstuhl. Von 12 bis 13 Uhr war Mittagsruhe mit einem einfachen Essen im Pfarrhaus. Von 13 bis 14 Uhr oder auch bis 15 Uhr erteilte er Religionsunterricht, anschließend war eine Andacht mit Rosenkranz. Dann machte er Haus- und Krankenbesuche. Nur wenige Stunden blieben für den Schlaf. Aber er legte sich dazu nicht ins Bett, sondern schlief auf dem nackten Fussboden oder im Winter auf einem Strohsack. Schlag Mitternacht stand er bereits auf und widmete sich zwei Stunden lang dem persönlichen Gebet.

Ende 1703 waren die Kräfte des Paters verbraucht. Am 8. Februar 1704 gegen Abend ist er verstorben. Das Vollk hat den "guten Pater", wie er allgemein genannt wurde, bald als Heiligen verehrt. Seit 1945 läuft sein Seligsprechungsverfahren.
 

Quellen:

  • aus einer Serie über Eichstätter Straßennamen, zitiert nach: Eichstätter Anzeiger, 8. Februar 2001, Seite 5
  • Bild von Philipp Jeningen: Ausschnitt aus einem Bild von Emil Boehm, in: Die Tagebücher Pater Philipp Jeningens, übersetzt und erläutert von Anton Höß, Ellwangen 1952
     
    Philipp-Jeningen-Lied

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 © Peter Mösgen Peter Mösgen 12. Oktober 2001