KU Professur für Wirtschaftsgeographie

Das „soziale Relief“ der Stadt Wien und seine Veränderung in der Zeitperiode von 1971 bis 1991 (Kurzfassung)

vollständiger Text in englisch mit 3D-Animation und Karten


In der Stadtgeographie besteht seit den 50er Jahren die methodische Richtung der sog. Faktorialökologie. Hier werden mit Hilfe von Faktorenanalysen sog. Grunddimensionen der sozio-ökonomischen und demographischen Stadtstruktur erfaßt, als charakteristische Bündel von Kennzahlen, die innerhalb des Stadtgebietes ähnliche räumliche Verbreitungsmuster aufzuweisen haben und somit charakteristische Formen der Stadtentwicklung beschreiben. Es sind dies

  • die „sozioökonomische Struktur“, gebildet etwa aus den Indikatoren des ausgeübten Berufes, des Einkommens, der Schulbildung, des Mietniveaus u. a.;
  • die „demographische Struktur“, welche u. a. bestimmt wird von der Alters- und Familienstruktur und von der Erwerbstätigkeit der Frauen;
  • die „ethnische Struktur“, gekennzeichnet durch das Auftreten und die räumliche Isolierung von ethnischen und rassschen Minderheiten.
Für Wien war das Verfahren der sog. „historischen Faktorenanalyse“ angewendet (J. STEINBACH, S. HILGER, 1998), d. h. die Untersuchung bezieht sich nicht – wie sonst allgemein üblich – auf einen Beobachtungszeitpunkt (Querschnittsanalyse), sondern auf einen 20-Jahres-Zeitraum mit drei Beobachtungen (1971, 1981, 1991). Daher können auch die Veränderungen in den räumlichen Ausprägungsmustern der ermittelten Dimensionen dargestellt werden.

Der Faktor der sozioökonomischen Struktur wird gekennzeichnet durch hohe positive Ladungswerte (sie zeigen den Zusammenhang zwischen den ursprünglichen Variablen und den neuen komplexen Dimensionen an) der gehobenen Ausbildung der Wohnbevölkerung und durch hohe negative Ladungen des niedrigsten Bildungsniveaus, gekoppelt mit den entsprechenden Faktorladungen für gute bzw. schlechte Wohnverhältnisse.

Hohe Faktorenwerte (sie beschreiben die Ausprägung der neuen Dimensionen für die in der Untersuchung behandelten Beobachtungseinheiten, also die Wiener Zählgebiete) kennzeichnen also Wohngebiete der sozialen Oberschicht. Sie sind in der dreidimensionalen Computeranimation als „Gebirge“ dargestellt. Niedrige Faktorenwerte weisen Wohngebiete der sozialen Grundschichten aus. Sie bilden „Täler“ in der 3D-Ansicht des Wiener Stadtgebietes.

Die Veränderungen des dargestellten „sozialen Reliefs“ zeigen die Entwicklung der komplexen Dimension der sozioökonomischen Struktur von 1971 über 1981 bis 1991.


 
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Stand: 20.2.2002 © Andrea Mösgen
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